Kein guter Mann - Izquierdo, Andreas
Walter ist Postbote mit Leib und Seele. Mit seiner Überkorrektheit und Regelkonformität, die er akribisch auch von anderen fordert, eckt er aber im Privaten sowie Beruflichen ziemlich an. Er ist geschieden, das Verhältnis zu seinen Kindern mehr als angespannt. Seine Chefin möchte ihn einfach nur in den Vorruhestand schicken. Das Maß ist voll, als Walter sich einen Kleinkrieg mit einem unverschämten Kunden liefert.
Als letzter Ausweg bleibt ihm nur die Strafversetzung in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Anfangs ist Walter genervt vom neuen Job, aber eines Tages erreicht ihn ein Schreiben an den lieben Gott. Es stammt vom zehnjährigen Ben. Der Junge will nicht, wie sonst üblich, Handy oder Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht?
Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben - als Gott. Er erfährt immer mehr über das Leben des Jungen, der allein mit seiner depressiven Mutter lebt. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund.
Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen - und Ben Walter?
Bald will Walter tatsächlich Gott spielen und als solcher für Ben der ersehnte Freund sein. Doch so leicht ist das gar nicht, was Gott so alles zu richten hätte ... Und da ist ja auch noch Walters eigene Vergangenheit, in der so manches schief gelaufen ist.
Man lernt Walter als jungen Mann kennen, der freundlich, beliebt und voller Träume war. Er war Zeit seines Lebens stets ein loyaler Mensch, der die Bedürfnisse und Wünsche anderer immer über die seinen gestellt hat.
Doch durch eine ganze Kette unglücklicher Umstände, fataler Missverständnisse und schließlich schlimmer Unglücksfälle ändert sich Walters Leben schlagartig.
So wird Walter ein einsamer, verbitterter Mensch, seine Devise wird "nicht meine Schuld". Als zwischen Ben und Walter ein reger Briefwechsel entsteht, bald in Form von Emails (sehr amüsant die Idee des Autors. Gottes Email-Adresse <Mein-Gott-Walter@t-online.de> zu nennen), löst sich allmählich Walters innerer Panzer und er wird offener für seine Umwelt und seine Familie.
Leider holt ihn wieder das Schicksal ein ...
Izquierdos neuer Roman ist ein absolut tolles Buch, einfühlsam, auch humorvoll, richtig zu Herzen gehend und auf jeden Fall nicht nur zur Weihnachtszeit zu lesen.